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Pressemeldung

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28. Juli 2016 - Oldenburger Land, Krakau

Den gleichen Glauben anders leben

Seit mehr als einer Woche sind rund 50 Jugendliche und junge Erwachsene aus dem Oldenburger Land in Polen.

Dort treffen sie in Krakau auf Papst Franziskus und bis zu eine Million junge Menschen. Der Glaube an den dreieinigen Gott und an die katholische Kirche eint die Katholiken auf der ganzen Welt. Es gibt dieselben Gebete in vielen Sprachen, allen voran das Vater Unser.

Mario D. feiert in Schweidnitz mit den Weltjugendtagspilgern einen Gottesdienst in Schweidnitz. Großansicht öffnen

Mario D. feiert in Schweidnitz mit den Weltjugendtagspilgern einen Gottesdienst in Schweidnitz.

Der Glaube ist derselbe, und doch: Es sind nicht nur die Kirchenräume, die Art des Kommunionempfangs und die Gewänder der Priester und Messdiener, die Unterschiede zwischen der katholischen Kirche in Deutschland und Polen sichtbar werden lassen. Auch die Auslebung religiöser Praxis unterscheidet sich.

In einer großen und modernen Marienkirche in Schweidnitz hängt ein riesiges, goldgerahmtes gemaltes Portrait des Heiligen Johannes Paul II. Zur Aussendung aus dem Abschlussgottesdienst der Tage der Begegnung spendete der Bischof von Schweidnitz Ignacy Dec den Segen mit einer Figur der Mutter Gottes, der ältesten Marienfigur Polens, in der Hand. Im polnischen Ort Czermna lädt der polnische Kaplan die deutschen Pilger ein, die in Gold gefasste Reliquie des seligen Gerhard Hirschfelder mit einem Kuss zu ehren. Figuren der Mutter Gottes sind vielerorts behängt mit Rosenkränzen. Die Verehrung der Seligen und Heiligen ihrer katholischen Kirche spielt für Polen und die polnischen Jugendlichen augenscheinlich eine große Rolle.

„Der Kuss auf eine Reliquie wirkt für deutsche Jugendliche  vermutlich irritierend, in der deutschen Glaubenspraxis erleben sie solche Rituale selten“, sagt Iza Basiora. Als Teilnehmerin und Dolmetscherin gehört sie zur Gruppe aus dem Oldenburger Land. „Das ist hier einfach anders. In Polen geht es den Gläubigen dabei darum, ihren Vorbildern, ihren Heiligen aus der kirchlichen Geschichte nahe zu sein, im Gebet mit ihnen verbunden zu sein“, erklärt die junge Polin. Seit ihrer Kindheit lebt sie in Oldenburg und beobachtet, dass die Verehrung der Heiligen in Deutschland im Vergleich eine untergeordnete Rolle spielt. Natürlich gibt es Reliquien und Heilige auch in Deutschland, der Umgang damit sei aber anders. Vielen Polen mache diese Beziehung es leichter, ihren Glauben zu leben. Sie können sich am angewandten Glauben der Personen aus der Kirchengeschichte orientieren, das helfe ihnen in ihrem Leben. Ein Besuch, ein stilles Gespräch oder ein Gebet am Grab ihrer Heiligen sorge so für Wohlbefinden.

„In Polen gibt es beinah prominente Heilige, wie Schwester Maria Faustyna Kowalska. Hinter ihren Heiligenbildchen rennen viele Gläubige regelrecht her“, erklärte der polnischstämmige Mario D. Die Katholiken gäben ihr damit einen Platz in ihrem Leben. Er gehört ebenfalls zur Gruppe der Weltjugendtagsfahrer aus dem Offizialatsbezirk, engagiert sich wie Basiora in der Polnischen Mission Oldenburg.

Auch das Sakrament der Beichte offenbare Unterschiede, erzählt D. „Gläubige Polen empfangen das Sakrament mindestens ein bis zwei Mal pro Jahr, viele gehen häufiger“, weiß er. Für Strenggläubige gehöre das Beichtsakrament obligatorisch vor den Empfang der Eucharistie. Viele deutsche Katholiken beließen es da beim Schuldbekenntnis als Vorbereitung auf die Kommunion. Basiora und D. unterscheiden zwischen Polen und Deutschland nicht zwischen richtigem und falschem Katholizismus, zwischen guten und schlechten Katholiken. „Die Art, wie wir aufwachsen unterscheidet sich einfach“,  sagt  Iza Basiora. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus Polen und Deutschland teilen den Glauben an Jesus Christus, der sie in Polen zusammenführt und ein Gemeinschaftsgefühl spüren lässt. Der eine sei nicht frommer als der andere, meint D. Beide Nationalitäten tanzen, wenn in der Kirche gute Musik läuft, singen mit, wenn sie die Texte kennen und die Melodien mögen, und schlafen ein, wenn sie müde von Weltjugendtagen sind und zu lange Predigten hören müssten, erzählt er schmunzelnd.  

Johannes Hörnemann