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12. Juni 2017

Was Ihr wählt

Die tragikomische Wirklichkeit des AfD-Programms

Auf Einladung des „Bund der Deutschen Katholischen Jugend“ (BDKJ) war am vergangenen Donnerstag (8.6.) das Münsteraner Theater Odos mit seiner neusten Produktion „Was Ihr wählt“ auf den BDKJ-Jugendhof gekommen. Das Stück von Heiko Ostendorf setzt sich anhand realer Zitate mit dem Parteiprogramm der AfD und einem fiktiven Erfolg der Partei bei der nächsten Bundestagswahl auseinander. Was als Satire beginnt, endet als bitterböses Drama. Den Zuschauern, unter ihnen eine neunte Klasse des Laurentius-Siemer-Gymnasiums in Ramsloh, blieb immer wieder das Lachen im Halse stecken. „Wir hoffen, dass das, was ihr gleich seht, niemals Realität werden wird“, sagte Jugendpfarrer Holger Ungruhe zur Begrüßung.

Zwei Frauen entwerfen das AFD-ProgrammGroßansicht öffnen

Alena Bacher und Johanna Kollet entwerfen als PR-Frauen das AfD-Programm.

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Diskussion mit ZuschauernGroßansicht öffnen

Diskutierten nach dem Stück mit den Zuschauern: v.l. Heiko Ostendorf, Johannes Kollet, Alena Bacher und Jugendpfarrer Holger Ungruhe.

Alena Bacher und Johanna Kollet spielen in dem Stück PR-Frauen, die eigentlich der Öffentlichkeit das Parteiprogramm der AfD präsentieren sollten. Jetzt plötzlich müssen sie es schreiben und Inhalte von Präambel, Familien-, Umwelt- und Ausländerpolitik formulieren. Schnell merken sie, dass die rassistischen und frauenfeindlichen Vorstellungen überarbeitet werden müssen. Dafür setzen die beiden einen Computer mit Verharmlosungsprogramm ein. Doch das Ergebnis ist trocken und wenig reißerisch. Daher muss eine unterhaltsame Umsetzung her. Für Lacher ist gesorgt, doch plötzlich ist Bundestagswahl und die AfD liegt bei 21 Prozent. Nur eine Superkoalition aus CDU, SPD, Linke, Grüne und FDP kann noch eine Regierungsbeteiligung der AfD verhindern. Doch die Koalition hält nur drei Monate, und nach Neuwahlen stellt die AFD mit 48 Prozent der Stimmen alleine die Regierung.

Jetzt ändert sich das Stück, eine der Frauen bekommt Gewissensbisse. Jeder, der die "alternative" Politik in Frage stellt, muss umerzogen werden. Auch die PR-Frauen bekommen das Ergebnis der AfD-Politik zu spüren: Diskriminierung der Frauen, Ausländer und Arbeitslosen. Jetzt ist die Rede vom traditionellen Familienbild, von „Ausländer raus“ und: „seid deutsch!“. Jetzt fallen Sätze wie: „Wir haben die Moslems rechtzeitig gewarnt und ihnen Heimatflüge nahegelegt“, „Wir haben als Volk das Recht, Herr im eigenen Haus zu sein.“ Und: „Ihr wolltet die Lüge doch. Dann glaubt uns jetzt auch“.

„Bei der Lektüre dieses Parteiprogramms weiß man nicht, ob man lachen oder weinen soll“, sagte Heiko Ostendorf bei der anschließenden Diskussion mit den Zuschauern.  So finde er die Theorie, dass CO2 für das Pflanzenwachstum wichtig und daher der Klimaschutz pure Panikmache sei, sehr komisch. Dagegen tauchten in fast jedem Programmpunkt Migranten und Flüchtlinge als Problem auf: in Kultur, Bildung, Familienpolitik und sogar im Tierschutz. Die AfD, sagte Ostendorf, schüre nicht nur Ängste, sondern nutzte auch Ängste aus, die mit der Wiedervereinigung und der Umsetzung der Hartz-IV-Gesetze entstanden seien. Ihre einfache Antwort darauf laute: Tradition. Die Frau werde auf die Rolle als Mutter und Hausfrau reduziert, der Mann zum Alleinverdiener und Patriarchen. Migration ist Verrat am Volk. Windkraftanlagen verschandeln die Aussicht. Kohlekraftwerke sollen gebaut werden. „Und zwischen den Zeilen des Programms warten für viele AfD-Wähler Überraschungen wie der Wegfall des Arbeitslosengeldes I und Kürzungen der Sozialleistungen.“

Das Stück kann unter www.theater-odos.de für Auftritte bundesweit gebucht werden.

Ludger Heuer